Feministische Kunst im Hospiz? Ja. Genau da.
Wir wissen: Das Hospiz hätte sich sehr über eine klassische Vernissage gefreut. Jedes Event bringt Sichtbarkeit. Und Sichtbarkeit ist wichtig. Hospize sind Orte, die in unserer Gesellschaft oft übersehen werden, obwohl sie unverzichtbar sind.
Aus feministischer Sicht bedeutet Sichtbarkeit, Themen ins Licht zu rücken, die sonst im Schatten bleiben. Hospizarbeit heißt auch, Care-Arbeit sichtbar zu machen. Fürsorge, die gesellschaftlich meist unsichtbar bleibt und chronisch unterbewertet ist. Genau hier berühren sich unsere Anliegen: Feminismus fragt, wessen Stimmen gehört werden und wessen Arbeit gesehen wird.

Mit unserer Ausstellung wollen wir dazu beitragen, dass das Hospiz nicht nur als „Ort des Sterbens“ wahrgenommen wird, sondern als Ort des Lebens, der Würde und der Begegnung. So verstehen wir unsere Kunst auch als Beitrag zur Sichtbarkeit, für Menschen, die tragen, begleiten, aushalten und für die, die in diesen Räumen leben.
Und genau da setzt unser Titel an: „Wir.“
Denn Sichtbarkeit braucht Gemeinschaft. Sichtbarkeit heißt, nicht allein zu sprechen, sondern im Chor. „Wir“ bedeutet, dass unsere Stimmen ineinandergreifen, dass aus vielen Einzelnen ein gemeinsamer Klang entsteht oder in unserem Fall: eine ganze Ausstellung.
Wir, das sind FLINTA*s, Frauen, Feministinnen. Wir, das ist Community, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Wir geben uns die eigene Erlaubnis, einfach wir selbst zu sein. Alles darf sein: Tränen, Wut, Freude, Glück, Stress, Körperlichkeit, Unterschiedlichkeit und auch Dehnungstreifen.
Unsere Ausstellung ist auch eine Einladung, dem hässlichen Prozess zu vertrauen.
Hässlich bedeutet für uns nicht „wertlos“, sondern „echt“: anstrengend, tränenreich, einsam, herausfordernd. Hässlich ist das Aushalten, dass gerade nichts schön, nichts leicht und nichts perfekt ist. Und doch führt genau dieser Weg zu Resilienz, Wachstum und neuen Möglichkeiten. Durch das Unangenehme hindurch entsteht etwas, das bleibt: Kraft, Schönheit, Kunst.

Jede von uns hat diesen Prozess individuell erlebt: durch Therapie, Umbrüche, Entscheidungen, durch Fragen an uns selbst, durch das Infragestellen von Normen und Strukturen. Wir haben gelernt, Körpererinnerungen und Traumata künstlerisch zu entlasten, indem wir sie nach außen geben. So wurde aus Schmerz und Schwere Kunst.
„Wir.“ bedeutet dabei auch Vielfalt: unterschiedliche Lebensmodelle, unterschiedliche Wege. „Wir.“ schließt niemanden aus, „wir“ schließt niemanden ein. „Wir.“ sind einfach.
Mit „Wir.“ erschaffen wir ein feministisches Narrativ, das nicht auf Spaltung, sondern auf Verbindung basiert. Ein Narrativ, das anerkennt, dass Schönheit nicht ohne Hässlichkeit, Freude nicht ohne Trauer und Stärke nicht ohne Verletzlichkeit denkbar ist.
Location der Ausstellung WIR von Jenja Leikom und Natacha Jill Colin:
Wahrscheinlich kannst du es kaum noch erwarten, die Adresse zu erfahren:
Sehr gern: Haus Erftaue - Hospiz Rhein Erft - Münchweg 3a - 50374 Erftstadt.
Sehr gern: Haus Erftaue - Hospiz Rhein Erft - Münchweg 3a - 50374 Erftstadt.

Komm vorbei, wenn du willst. Bring deinen Lieblingsmenschen mit, bring deine Emotionen mit. Bleib stehen, wenn dich etwas trifft. Geh weiter, wenn du musst. Wir nehmen nichts vorweg, wir feiern nichts vorzeitig, wir halten Raum. Für dich, für uns, für alles, was da ist.
Text: Jenja Leikom / Insta: @die.jenja
Fotos Ausstellung: Thomas Tautz / Insta: @tom.ografie