Weihnachten im Polykül: Herausforderungen, Chancen und Polyamorie als christliche Lebensform

Weihnachten im Polykül: Herausforderungen, Chancen und Polyamorie als christliche Lebensform

Weihnachten im Polykül: Herausforderungen, Chancen und Polyamorie als christliche Lebensform

Im Interview: Leo von Poly mit Recht. Vielen Dank für den Einblick in dein persönliches polyamores Leben und deine Gedanken auf ethische Nichtmonogamie aus juristischer und christlicher Perspektive!

Welches Weihnachsdekostück wärst du und warum?

Ein selbstgemachter Adventskranz – der ist leicht entflammbar, es steckt viel Liebe drin und hat was mit Christ*innentum zu tun.

Weihnachten wird oft als Familienfest gesehen. Wie erlebst du die Weihnachtszeit als polyamore Person? Gibt es da besondere Herausforderungen oder vielleicht auch schöne Momente?

Ich habe die doppelte Chance auf Adventskalender 😉 Tatsächlich ist es aber auch mehr Planungsaufwand für die Weihnachtstage, wann ist wer, mit wem wo …


Du beschäftigst dich ja auch professionell mit den rechtlichen Aspekten von Polyamorie. Welche Hürden oder Einschränkungen gibt es, die polyamore Beziehungen beim gemeinsamen Feiern beeinflussen könnten?

Mir fiele jetzt nichts konkret Weihnachtliches ein, höchstens halt so Auskunftsrechte im Krankenhaus falls beim Feiern was schief geht oder so, oder das in manchen Unternehmen Menschen mit Kindern zu Weihnachten eher frei bekommen und ich dann als nicht rechtliches Elternteil eventuell nicht anerkannt werde.

Spürst du in der Weihnachtszeit bestimmte Erwartungen von Familie oder Gesellschaft, die für polyamore Menschen schwierig sein können?

Ich spüre die Erwartung (z.T. von mir selbst) bei den Eltern aufzutauchen/ zu feiern – ab mehr als zwei Partnerpersonen wird es schwierig an den Tagen 24.-26.12. alle zu sehen – aber wenn mehr Familientraditionen/Erwartungen da sind oder noch Großeltern unbedingt besucht werden wollen, geht es auch Nichtpolys vielleicht so.

Wie organisiert ihr die Feiertage? Gibt es vielleicht besondere Rituale oder Absprachen, damit alle Partner*innen einbezogen sind?

Momentan haben ein Partner und ich uns so organisiert, dass wir das eine Jahr bei den einen Eltern sind und das andere bei den anderen an Heiligabend und dann an einem der anderen Feiertage bei den anderen Eltern und ich war noch mit dem anderen Partner entweder an einem Feiertag oder vorher bei seinen Eltern. 

Weihnachten ist oft mit der Idee einer „Kernfamilie“ verbunden. Wie erlebst du diese traditionelle Vorstellung in Bezug auf deine polyamore Lebensweise?

Sie ist schwer aufzubrechen, die Partnerperson des Kindes ist oft eingeladen, aber der*die Metamour ist eigentlich nicht vorgesehen…

Was würdest du dir wünschen, damit polyamore Familienstrukturen rechtlich und gesellschaftlich besser anerkannt werden, gerade zur Weihnachtszeit?

Rechtliche Mehrelternschaft, und dass Menschen hinterfragen, was alles Familie sein kann, und sehen wie eng und gleichzeitig weit die „heilige Familie“ aus Maria, Josef und Jesus ist (zumindest nach Überlieferung war Josef ja nicht genetischer Vater von Jesus^^).

Wie reagiert dein Umfeld, wenn du an den Feiertagen mit mehreren Partner*innen auftauchst? Gibt es da besondere Herausforderungen?

Ist bisher nicht vorgekommen, daher kann ich das nicht beantworten.

Hast du Tipps, wie man als polyamore Person Weihnachten stressfreier gestalten kann, um allen Beziehungen gerecht zu werden?

Schauen, wem im Polykül ist was wichtig an den Feiertagen. Mut dazu Sachen getrennt zu machen und Mut dazu Familien (Eltern) vorzuschlagen gemeinsam aufzutauchen (wenn ihr out seid)

Wenn du den Weihnachtsmann oder das Christkind in eurer polyamoren Welt neu interpretieren würdest – wie sähe das aus?Geschenke gibt’s nicht, weil ich brav war sondern weil ich gut kommuniziert habe? Oder Geschenke sind keine Überraschung/kein Geheimnis, sondern werden vorher offen gelegt und abgesprochen?

Stell dir vor, du müsstest all deinen Partner*innen zu Weihnachten dasselbe Geschenk machen. Was wäre das perfekte Geschenk, das für alle passt?

Wahrscheinlich ein mittelkompliziertes, witziges Brett-/Kartenspiel


Wenn ihr Weihnachten mal ganz anders feiern könntet, z. B. ohne traditionelle Rollen und Erwartungen, wie würde das perfekte Fest für dich aussehen?

Sehr ruhig, cooles Essen von einem Restaurant liefern lassen, Weihnachtsmusik hören, zu dritt viel auf dem Sofa kuscheln mit Blick auf den Weihnachtsbaum und Schnee draußen und erst am 25. oder 26. in einen Gottesdienst gehen .

Gäbe es einen „Weihnachtswunsch“ für deine polyamoren Beziehungen – was würdest du dir wünschen und warum?

Ich wünsche uns, dass wir nie aufhören, dankbar für einander zu sein und nicht selbstverständlich nehmen und wir gemeinsam in der Kommunikation und im Lernen bleiben. 

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